TEXT 7 STREIT UM MUELL

 

 

STREIT UM MUELL

 

 

 

 

Die Deutschen sind Meister im Mülltrennen. 63 Prozent der Abfälle werden – inzwischen mit großen Gewinnen – wiederverwertet. Ein neues Gesetz soll diese Zahl noch weiter steigern.‎

Deutschland setzt schon lange auf Recycling. Aber künftig soll die Wiederverwertung von Materialien noch mehr zum effizienten Wirtschaften beigetragen. Das gilt auch für Elektroschrott. Welche Schätze im Müll versteckt sind, zeigt sich am Beispiel Handys. In einer Tonne Handy-Schrott ist 60-mal mehr Gold enthalten als in einer Tonne Golderz. Ein Schatz, der bislang in der grauen Tonne, also dem Hausmüll, landet.

Um das hohe Potenzial des Abfalls besser nutzen zu können, gilt seit Juni 2012 das so genannte „Kreislaufwirtschaftsgesetz“. Nach den Regeln der Kreislaufwirtschaft sollen durch das Recycling noch mehr Sekundärrohstoffe für die Industrie genutzt werden können. Denn laut Eric Schweitzer, Vorstand eines privaten Entsorgers, sind vom derzeitigen Hausmüll nur etwa 16 Prozent tatsächlich Müll. Die anderen Bestandteile wie organische Materialien und Wertstoffe wie Holz, Glas, Metalle usw. sind recyclebar, sagt der Experte.

Das Recycling ist ein lukratives Geschäft, mit dem die Entsorgungsbranche schon jetzt hohe Gewinne erwirtschaftet. Schweitzer sagt der Branche ein weiteres großes Wachstum in den nächsten Jahren voraus. Er meint, das Gesetz reicht nicht aus. Denn der Hausmüll, für dessen Entsorgung im Moment die Kommunen verantwortlich sind, kann momentan noch nicht recycelt werden. Der Unternehmer wirft den Kommunen sogar vor, dass sie kein wirkliches Interesse daran haben, den Hausmüll wiederzuverwerten.

Die Kommunen sagen das Gegenteil. Sie machen sich Sorgen, dass die privaten Entsorger, die mit dem Recycling von Verpackungs- und Kunststoffmüll bereits viel Geld verdienen, künftig auch mit dem Elektroschrott Gewinne machen. Sie wollen auch vom Wachstum in der Recycling-Brancheprofitieren. Die Bundesregierung kennt den Konflikt und arbeitet zurzeit an einem neuen Wertstoffgesetz, das die Mülltrennung noch strenger regelt und für Privatwirtschaft und Kommunen Vorteile bringt.

Glossar

wiederverwerten 
– noch einmal benutzen

jemand setzt auf etwas – jemand findet etwas sehr wichtig und unterstützt es

Recycling, das – die Technik, mit der man aus gebrauchten Stoffen, neue Materialien herstellt

effizient – nützlich; mit hoher Wirkung

Schrott, der – alte Dinge aus Metall

Golderz, das – ein Metall

Hausmüll, der – der Müll, der nicht wiederverwertet, sondern entsorgt wird

Potenzial, das – die Möglichkeiten, die eine Sache hat

Prinzip, das – hier: die Regel

Kreislauf, der – die Art der Bewegung, mit der sich etwas immer wiederholt

Sekundärrohstoff, der – der Rohstoff, der durch →Recycling entsteht

Entsorger, der – das Unternehmen, das für das Wegbringen und Wiederverwerten von Müll verantwortlich ist

organisch – biologisch; natürlich

Wertstoff, der – der Stoff, den man →wiederverwerten kann

etwas ist lukrativ – etwas ist so, dass man damit viel Geld verdienen kann

jemand sagt einer Sache etwas voraus – jemand sagt, dass sich eine Sache auf eine bestimmte Art und Weise entwickelt

jemandem etwas vorwerfen – hier: etwas über jemanden sagen, was aber nicht bewiesen ist

Kommune, die – hier: die Stadt

jemand profitiert von etwas – jemand hat durch eine Sache einen Vorteil

Bundesumweltministerium – die Behörde, die sich um die Umweltschutz kümmert

 

 

Fragen zum Text

1. Der Verpackungs- und Kunststoffmüll wird in Deutschland …

a) bisher mit viel Anstrengung und wenig Gewinn recycelt.
b) schon jetzt mit hohen Gewinnen wiederverwertet.
c) ab 2015 getrennt entsorgt und wiederverwertet.



2. Was stimmt nicht? Das neue „Kreislaufwirtschaftsgesetz“ soll dafür sorgen, dass …
a) die Industrie in Zukunft mehr Rohstoffe nutzen und dadurch mehr produzieren kann.
b) künftig mehr Rohstoffe aus recyceltem Material genutzt werden können.
c) effizienter gewirtschaftet werden kann.



3. Im derzeitigen Hausmüll befinden sich …
a) zu viele Handys.
b) keine Materialien, die man wiederverwerten kann.
c) viele Materialien, die wertvoll sind.



4. Wie kann man aus dem folgenden Satz eine Konstruktion mit Nebensatz machen? „Der Experte sagt der Branche ein großes Wachstum in den nächsten Jahren voraus.“ Der Experte sagt, …
a) die Branche zu wachsen.
b) ob die Branche wachsen wird.
c) dass die Branche wachsen wird.



5. Wie kann man den folgenden Satz ohne Nebensatz nicht formulieren? „Die Regierung arbeitet an einem Wertstoffgesetz, das die Mülltrennung noch strenger regelt.“ Die Regierung arbeitet an einem Wertstoffgesetz …
a) mit strengeren Regeln zur Mülltrennung.
b) mit strenger geregelter Mülltrennung.
c) mit streng regelnde Mülltrennung.



Arbeitsauftrag
Die Deutschen achten sehr darauf, den Müll zu trennen. Man bekommt sogar Strafen, wenn man die Regeln nicht beachtet. Wie wird der Müll in euren Ländern entsorgt? Muss man Papier oder Kunststoff vom restlichen Müll trennen? Vergleicht im Kurs. Wie findet ihr das deutsche System?

Autoren: Sabine Kinkartz/Bettina Schwieger
Redaktion: Raphaela Häuser