Die neuen deutschen Helden sind anders
Deutschland und Helden – das passte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zusammen. Denn der Begriff wurde durch Missbrauch zum Tabu. Nun aber spricht man in Deutschland wieder über Helden und ihre Bedeutung.
Deutschland und Helden – das passte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zusammen. Denn der Begriff wurde durch Missbrauch zum Tabu. Nun aber spricht man in Deutschland wieder über Helden und ihre Bedeutung.
Helden gibt es in Deutschland heute wieder. Nur sind sie anders als früher.
Die Frage, wer oder was ein Held ist, kann heute in Deutschland nur schwer beantwortet werden. Dabei gibt es offenbar keinen Mangel an Helden, denn sie begegnen einem auf Schritt und Tritt: Ein Baumarkt wählt fleißige Mitarbeiter zum "Helden der Woche", Fußballer werden zu "Helden des Viertelfinales" und manche Musiker nennt man "Helden des Pop".
Der Historiker Rolf-Bernhard Essig glaubt, dass das Wort im alltäglichen Sprachgebrauch keine Bedeutung mehr hat. Heute ist fast jeder ein Held, der es schafft, ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Früher wurde als Held nur jemand bezeichnet, der sich für eine Idee, einen höheren Zweck oder die Gemeinschaft opferte. Essig sagt: "Ganz klassisch gesehen ist ein Held männlich, rücksichtslos und aggressiv."
Die Erfahrungen der Deutschen mit dem Heldentum haben das Wort außerdem verdächtig gemacht. Millionen Menschen sollen in zwei Weltkriegen angeblich den "Heldentod" gestorben sein, obwohl ihre Taten Verbrechen waren. Aber geht es wirklich ohne Helden?
Ines Pohl, die Chefredakteurin der Tageszeitung "taz", meint, dass es wichtig ist, solche Begriffe wieder positiv zu besetzen. Die Zeitung belohnt seit 2005 mit ihrem alljährlichen Panterpreis "Helden des Alltags", zum Beispiel eine pensionierte Lehrerin, die Analphabeten das Schreiben beibringt, oder einen türkischen Psychologen, der eine Gesprächsgruppe für türkische Männer leitet. Bei den Lesern der "taz" ist der Begriff "Held" aber immer noch umstritten.